KOMM   HEUT ABEND WIEDER –

A L L E I N !

So beginnt mein Dialog mit „M.“

Eigentlich war ich eh schon allein unterwegs.
Ich wollte herausbekommen, wie ich näher rankomme.
An was?
Hm. An die Realität?
So nah, daß sie eventuell selber meine Arbeit beeinflussen – oder sogar ein Dialog entstehen – kann?

Aber ich hab keine Ahnung, wie das geht.
In meiner ersten „Wildnis Residency“ – im November 2020 im Streitfeld Projektraum („Fürs erste Mal draußen schlafen ist Indoor gar nicht so schlecht“) – da merke ich das gleich. Ich sitz da am Ort und es passiert … nichts. Kein Baum, kein Stein, kein Käfer – niemand spricht zu mir. Alles was ich tue, erscheint mir nur konstruiert.

Aber dann, am 3. November, weist mich „M.“ zurecht.
Und seitdem gibt sie mir Wegweiser für meine Reise durch die Nacht.

„M.“ ist ein weises Tier.
Sie möchte nur im Tarnkleid (Vogel) gezeigt werden.
Ich fand das erstmal albern.
Ich stelle jedoch fest: sie ist sehr konsequent.

„M.“ – 03.11.2020

Pragmatische Info

Mit ihrer Arbeit versucht Anja Uhlig, der Realität so nahe zu kommen, daß diese selber ihre Arbeit beeinflußt. Also sie versucht, ein Setting zu entwerfen, in dem das, was entsteht, möglichst wenig von ihr beeinflußt wird und dabei dennoch nicht beliebig ist. Im Moment sind es einfache Aufgaben, die sie sich stellt, und die dann zu einem Bild, einem Zeichen, einer Spur führen.

Eine dieser Aufgaben ist es zum Beispiel, den Mond immer dann mit einem Sofortbild zu fotografieren, wenn er genau voll und genau neu ist. Dieser Zeitpunkt findet auf der ganzen Welt zur gleichen Uhrzeit statt – unabhängig davon, ob der Mond in diesem Moment vom Standort des Betrachters aus wirklich sichtbar ist. Aufgabe ist, daß der Mond immer in der Mitte des Bildes ist – undabhängig davon, ob irgendetwas (z.B. die Erde oder Wolken) die freie Sicht auf ihn verdeckt.
Eine weitere Aufgabe entsteht auf nächtlichen Spaziergängen. Liegt dann ein Stock direkt auf dem Weg (normalerweise vorher im Dunkeln nicht zu erkennen), dann soll versucht werden, mit ihm das optimale Bild, sein „Zeichen“ zu finden.

Die entstehenden Bilder / Beobachtungen strukturiert Anja Uhlig für sich privat im „BrennesselProtokoll“.
Die Auswahl der Beobachtungen ist dabei normalerweise streng und folgt den Regeln der gestellten Aufgaben.
Ob es „erlaubt“ ist, auch weitere Beobachtungen ins Protokoll aufzunehmen, die sich aus den Begebenheiten der aktuellen Projekt-Arbeit ergeben (z.B. 2023 währned der „Wilderness Residency am Schwabinger Bach“, zu der auch das BrennesselProtokoll zum ersten Mal öffentlich sichtbar wurde), wird aktuell jedes Mal neu verhandelt und hinterfragt und der Prozess ist bis jetzt nicht abgeschlossen.

Teile des BrennesselProtokolls werden sukzessive hier mit dieser Webseite öffentlich sichtbar.
Verbindungen der einzelnen Beobachtung / Beiträge werden dabei über pragmatische Kennzeichen wie Aspekte des Datums Jahr, Monat, Tag, Uhrzeit … hergestellt und können mit wachsender Zahl der Beobachtungen (also wenn mehr Verbindungen sichtbar werden), weiter verfeinert werden.

Die Webseite wurde 2022 als Prototyp aufgesetzt, gefördert durch ein Arbeitsstipendium der LH München.
Seit dem 25. März 2023 ist sie öffentlich und wurde im Rahmen der Ausstellung REFLEX in der Magda-Bittner-Simmet Stiftung, am Schwabinger Bach.zum ersten Mal im „Beobachtungsposten“ präsentiert:

Anja Uhlig / realitaetsbüro
25. März 2023 / 03. Mai 2025

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